Der Beitrag zur Integralen Unternehmensberatung
Dr. Christoph Quarch, 18. März 2013
Eros und Agape
Nichts prägt das Handeln so sehr wir das Denken. Aber zuweilen ist fraglich, ob die Muster und Begriffe unseres Denkens mit der zunehmenden Komplexität unserer Welt Schritt halten können; ob die von uns gebrauchte Sprache hinreicht, um innovative Entwicklungen in Gang zu setzen und Transformationsprozesse zu beflügeln. Und ob die uns geläufigen Denkformen und Sprachspiele es überhaupt ermöglichen, angemessen bzw. verantwortlich auf den Anspruch des Lebens zu antworten.
Im Anschluss an Sokrates verstehe ich Philosophie als „Geburtshilfe“. Ihre besondere Dienstleistung besteht darin, im dialogischen Gespräch erstarrte gedankliche Muster zu identifizieren, in Frage zu stellen und aufzubrechen. Auf diese Weise öffnet sie Spielräume für Innovation und Fortschritt. Indem sie sie „auf andere Gedanken bringt“ unterstützt Philosophie die Menschen darin, in ihnen schlummernde Potenziale zu entfesseln und persönliche Transformationsprozesse zu vollziehen.
Philosophie sucht unablässig das Gespräch mit den Wissenschaftlern und Kulturschaffenden ihrer Zeit, um Interpretationen und Deutungen der Welt zu erarbeiten, die dem jeweiligen Kenntnisstand über die Wirklichkeit entsprechen. Solcherart öffnet sie Perspektiven für Sinnerfahrungen und formuliert ethische Maßstäbe, an denen Menschen ihre Maßnahmen gemeinschaftlich, verlässlich und nachhaltig orientieren können.
Inspiriert vom klassischen griechischen Denken interpretiere ich die Wirklichkeit als dynamisches und interaktives Netzwerk des Lebens, das sich in individuellen lebendigen Systemen organisiert. Sein ist wesentlich Verbundensein von Individuen, Identität bildet sich im freien und spielerischen Austausch mit Anderen und Fremden. Maßgeblich für das Gelingen lebendiger Systeme ist dabei ihr stimmiges und integratives Zusammenspiel nach innen und außen. Freie Entfaltung individueller Potenziale bei gleichzeitiger Verbundenheit in übergeordneten systemischen Kontexten ist das Ziel einer entsprechenden philosophischen Kunst des Lebens, des Wirtschaftens, des politischen Handelns…
Die tragenden Qualitäten jedes gelingenden Miteinanders von individuellen Menschen sind Mitgefühl, Achtsamkeit und Liebe. Verbindlichkeit in Verbundenheit bei gleichzeitiger Freiheit zur persönlichen Entfaltung kommen nur da zu einem stimmigen Ausgleich, wo Menschen emotionale Kompetenzen gewinnen und ein Denken und eine Sprache kultivieren, die sie nicht von ihren Gefühlen abspalten. Philosophische Lebenskunst ist in meinem Verständnis deshalb immer auch eine Kunst der Liebe und des Fühlens.
Philosophie erweist sich als grundlegender Faktor einer erfolgreichen Kulturentwicklung in Unternehmen.

Philosophie stellt überkommene Selbstverständnisse und Zielsetzungen in Frage und öffnet Spielräume für neue Antworten. Sie bedient sich dabei unterschiedlicher Denkmodelle, um auf diese Weise festgefahrene Denkweisen aufzudecken und alternative Paradigmen anzubieten. Auf diese Weise hilft sie, eine zeitgemäße und wirklichkeitsfördernde Sprache zu entwickeln, mit deren Hilfe sich Menschen und Unternehmen besser deuten, mitteilen und entwickeln können.
Der philosophische Beitrag zur Integralen Unternehmensberatung konzentriert sich auf folgende Bereiche:
Refraiming: Anders denken, anders sprechen, anders handeln
Reflexion gängiger Deutungsmodelle von Wirtschaft, Arbeit und Unternehmen. Was heißt eigentlich „Arbeiten“, was heißt „Wirtschaften“? Was für ein Selbstverständnis leitet uns als Unternehmer oder Werktätiger? Vorstellung und Diskussion alternativer Deutungsparadigmen. Entwicklung geeigneter Sprachformen, Leitmetaphern und Interpretationen für die Unternehmenskommunikation.
Orientierung: Maß nehmen, Entscheidungskriterien entwickeln, ethisch agieren
Reflexion gängiger Zielvorgaben, Wertmaßstäbe und Entscheidungskriterien. Woran nehmen wir Maß? Wie definieren wir Qualitätsmerkmale des Wirtschaftens und Arbeitens? Woran messen wir unseren Erfolg? Ausarbeitung stimmiger normativer Orientierungen. Klärung professioneller Selbstverständnisse und verbindlicher Maßstäbe.
Sinnfindung: Motivieren, Potenziale freisetzen, Führen
Reflexion bestehender Sinnerwartungen. Was motiviert mich und meine Mitarbeiter? Wodurch können Beschäftigte an ein Unternehmen gebunden werden? Welche Voraussetzung muss erfüllt sein, damit Menschen sich bei ihrer Arbeit bejahen und mit ihrem Unternehmen identifizieren können? Ausarbeitung stimmiger Sinn-Konzepte und Entwicklung von Strategien zu deren Implementierung.
Teambildung: Kommunikation fördern, Interessen ausgleichen, Harmonie schaffen
Reflexion grundlegender Prinzipien gelingender Interaktion.
• Wie funktionieren lebendige Systeme?
• Was lehrt die Natur über gelungene Kommunikation?
• Wie muss ein Unternehmen arrangiert werden, so dass es stimmt?
Analyse der Ist-Situation in Teams und deren Neuausrichtung nach Maßgabe eines tieferen Verstehens systemischer Interaktionen.
Christoph Quarch, 4. Januar 2013